„Kunst an sich ist Religion. Und ich glaube, dass Künstler wirklich eine Priesterfunktion haben.“, erklärte Michael Buthe in einem Interview. Er brachte Spiritualität in die Zeit der künstlerischen Konzepte und scheute sich nicht davor, sie mit der Opulenz des Orients und Motiven des Kitschs zu verbinden. Mit Federn geschmückt und in wallenden Gewändern agierte er wie ein Schamane bei seinen Performances und verwandelte seine Ausstellungen in ein mystisch-magisches Gesamtkunstwerk. Seinen Weggefährt*innen bleibt „Michel de la Sainte Beauté“ – wie er sich selbst ironisch nannte, nach seinem frühen Tod als schillernde Künstlerpersönlichkeit in Erinnerung.
Ingvild Goetz lernte Buthe, der ein Nomad*innenleben zwischen dem Rheinland und Marokko führte, in Köln kennen, besuchte ihn in seinem Studio in Marrakesch und ließ sich von seinem überbordenden Bilderkosmos verzaubern. Beide vereinte die Neugier auf Unbekanntes, das Interesse an fremden Kulturen und die Sehnsucht nach Spiritualität im alltäglichen Leben. So errichtete Buthe der Sammlerin auch einen Meditationsturm auf ihrem Privatgrundstück in Spanien, den er feierlich mit einem mystischen Ritual einweihte.
Die Ausstellung in der Sammlung Goetz präsentiert Michael Buthe in der gesamten Bandbreite seines künstlerischen Schaffens, angefangen von frühen minimalistischen Zeichnungen und Objekten von 1968/69 über Materialcollagen mit Federn, Pflanzenteilen und Glanzpapier, großformatige Aquarelle und Gemälde mit Gold- und Silberbronze bis hin zu umfangreichen Mappenwerken von 1993-94, die nun erstmals zu sehen sind. Die Präsentation wird ergänzt durch Dokumentationsmaterial und Fotografien aus dem privaten Album von Ingvild Goetz.
Kuratiert von Karsten Löckemann